Camping 40 plus
enthält Werbung
Bodengymnastik, ein Klappstuhl und der Sinn und Unsinn der Halsstarrigkeit.
Nach dem schamanischen Kroatien-Camp in der ersten Pfingstferienwoche verbringe ich die zweite Woche im Kreis meiner Familie und unserer engsten Freunde noch direkt am Meer.
Der Campingplatz Veli Joze (unbezahlte Werbung) in Savudrija war heuer zum zweiten Mal unser Ziel. Hauptkriterium hierbei ist für uns, dass er schlicht ausgestattet und so weit als möglich naturbelassen ist. Wir mögen es da einfach und etwas reduziert. Die herrlichen großen alten Bäume bieten lauschige Plätze, ein Zelt muss sich noch nicht in eine Parzelle zwängen und der Blick hinaus aufs Meer ist weit und wunderbar.
Wie ich schon im Beitrag „Eine Reise über den Schatten“ berichtet habe, bin ich während des Camps sehr eingebunden. Wenn es mir heuer auch besonders gut gelungen war, die Sache möglichst entspannt und mit Leichtigkeit für mich zu gestalten, war es doch intensiv und auch sehr berührend. Die kollektive Auseinandersetzung mit den noch unbelichteten Seiten tief in uns, hat mich ebenfalls erreicht, auch wenn ich mich in der Führungsrolle nicht besonders persönlich damit auseinander gesetzt habe. Ich war dennoch erholungsbedürftig. Vor dem Urlaub ist so allerhand in der Firma und daheim zu erledigen gewesen. Der letzte Urlaub lag schon eine ganze Weile zurück.
In Veli Joze findet sich zu dieser Zeit im Jahr noch ein großzügiges Plätzchen für die Zelte. Besser gesagt sind wir auch schon wieder ein kleines Lager alle zusammen. Es war gut anzukommen und zu wissen, dass noch eine Woche Ruhe und Meeresrauschen vor uns lagen. Hier hat es einige kleine Felsenbuchten, in denen ich das Gefühl habe, das Meer wiegt sich nur für mich auf und ab und die Fischerboote fahren allein zu meiner Belustigung hin und her. Ich sitze hier einfach gerne und schaue nur, lasse meinen Gedanken freien Lauf.
Auf genau das hatte ich mich innerlich eingestellt und in meiner Vorstellung blendete ich irgendwie aus, dass unsere Kinder noch Freunde mitbrachten. Nein, in meiner Vorstellung hatten einfach fünf fast 18jährige, die minütlich neue Ideen entwickeln nicht wirklich eine Rolle gespielt. Aber… sie glänzten mit Anwesenheit.
Unser kleines Camp zeigte in den ersten Tagen auch interessante, ruckartige Anpassungserscheinungen. Wie soll ich sagen… ich mag es einfach ordentlich und schön vor meinem Zelt, heißt aufgeräumt und eher sortiert. Da sind wir nicht alle einer Meinung… also räumte ich auf, weil es ja ich war, die es störte. Offen gesagt hatte ich auch keine große Lust auf Diskussionen derart. Jedenfalls hatte ich es nun wieder einige Zeit so, wie ich das gerne mag.
Die Gruppe setzte sich aus je zwei Pädagogen und zwei Krankenschwestern zusammen. Der Rest war eher neutral hinsichtlich jederzeit und auch mal ungefragt mit Rat und Tat zur Stelle zu sein. Mal abgesehen von den Jugendlichen, die weder das eine, noch das andere oder neutral waren. Jupp. Was soll ich sagen? Es gut zu meinen kann auch einfach auf die Nerven gehen. Also entschied ich mich, soweit als möglich meiner Wege zu gehen. Dazu kramte ich meine Laufklamotten an die Oberfläche unseres geräumigen Zweimannzeltes. Es ist trotz 1.20 Höhe doch relativ tunnelartig. Sich darin zu bewegen gleicht ordentlicher Bodengymnastik. Auch, wenn ich durch die tägliche Qigongpraxis doch ziemlich beweglich bin, geht da noch was. Nach bereits acht Tagen des Aus- und Eintretens in allen möglichen Strechpositionen war ich im Flow und war schon noch deutlich beweglicher als zu Beginn der Campingzeit. Und dann passierte es. Knack machte es in meinem Nacken und der Hals war schief. Gott, das tat ordentlich weh. Aber… erst mal sehen.
Halsstarrigkeit… hält mich noch nicht wirklich auf, denn Laufen lockert doch, oder?
Gedacht, getan… endlich Laufen! Rein in die Laufschuhe und los. Tatsächlich hatte ich entlang der Küste das Gefühl, mein Nacken genießt mit dem Rest des Körpers das ausgelassene Traben. Die Luft so früh am Morgen war herrlich frisch, die Meeresbrise ganz weich und das Licht ein Traum. Ich war fast ganz für mich, weil für Frühaufsteher der Tag einsamer beginnt als für Schlafmützen. Das war genau der Urlaub, der vor meinem inneren Auge schon lange stattfindet. Und ich war endlich eine Weile für mich.
Als Abschluss noch kurz in die Wellen getaucht, saß ich als nächstes bei meinem Lieblingsfrühstück, einer heißen Tasse schwarzen Kaffees, mit freiem Blick über die Bucht. Da war so eine Ahnung, dass die Spontanheilung noch etwas auf sich warten ließ. Es hatte sich eingeschossen und mit jedem Versuch, der Bodengymnastik nachzugehen, konnte ich mich weniger bewegen.
Wenn das nicht so geht, wie ich will, dann könnte ich glatt was an die Wand pfeffern. Was hab ich mich innerlich als Rumpelstilzchen aufgeführt. Mit Wörtern, die man lieber für sich behält. Wenn Sie sich vorstellen, dass in diesem inneren Kampf dann sich außen noch die super spontanen Ideen unserer Jugend abspielen… noch mehr Wörter, die man lieber für sich behält. Om Mani Pade Hum! Schwierige Prüfung.
Nun, da wir von Jahr zu Jahr auch an Jahren Alter zunehmen, nimmt gleichzeitig unsere Ausrüstung andere Formen an. Früher saßen wir einfach auf der Isomatte. Dann Isomatte und Felle. Später Isomatte, Fell und Meditationskissen. Und heuer fanden sich zum ersten Mal die Anfängermodelle von Klappstühlen in unserer Runde. Eher unauffällig kann sich das Fritz-Berger-Klappstühlchen unter uns mischen, weil es bodennah gehalten eigentlich noch gar kein richtiger Klappstuhl ist. Aber er schafft es, weil sowas bequemes hat man kaum gesehen!
Auf jeden Fall war dieser Stuhl dann mein Urlaubsdomizil der nächsten Tage. Ziemlich ausgebremst von meinem Nacken, aber mit dem Klappstuhl meiner Freundin gesegnet, hielt ich ab da regelmäßig ein Buch in der Hand, schaute einfach aufs Meer und ließ die Jugend einfach an mir vorüberlaufen. Schließlich hatte ich den Thron erobert. Wenn auch mit sekundärem Krankheitsgewinn.
In diesem Klappstuhl sinnierte ich über den Sinn und Unsinn meiner Situation nach. Da ich mich so schön gehalten fühlte, konnte ich mir sehr gut bald darüber klar werden, dass sich mein Alltag zu stark verknotet hatte. Vor lauter Halsstarrigkeit für meine Ziele zu gehen und toll zu funktionieren, hatte ich mich irgendwie zu wenig um meine innere Stimme gekümmert. Ihr konnte ich jetzt wunderbar zuhören. Ich hatte zugelassen, mich zu sehr unberührbar zu machen, um alles zu schaffen, was ich mir vorgenommen hatte. Aber ich wollte meine Berührbarkeit wieder haben! Das Herz sollte wieder Raum zum Atmen und für Innenschau haben. Das Qi sollte wieder mitten durch fließen.
Ich kann Ihnen gar nicht sagen, für wie wesentlich ich das halte.
Sind Sie mit mir da einer Meinung? Schreiben Sie mir gleich direkt über das Kontaktformular, senden Sie mir eine E-Mail an info@qi-of-life.de oder nutzen Sie das Kommentarfeld.
Ich freue mich auf Ihre Meinung!