Heute morgen bin ich nach längerer Zeit mal wieder gelaufen. Ich muss schon fast wieder von vorne anfangen. Die letzten Wochen waren unheimlich voll und haben mir viel zu wenig Raum gelassen, um früh genug aufzustehen und erst mal eine Runde laufen zu gehen. Klar ist das auch Einteilungssache, nur habe ich schon 100 andere Dinge eingeteilt.
Das hat sich natürlich wieder am Gewicht bemerkbar gemacht… Denn auch darauf zu achten, was es zu essen gibt, gerät in solchen Phasen gerne in den Hintergrund.
Ich sehe es ein.
Alles andere als perfekt.
So vieles, das sich nach vorne drängt und (scheinbare) Priorität hat. Das sind jedoch meist Dinge, die mit dem Lebensunterhalt oder den Kindern zu tun haben. Zu Letzterem behält es leider recht: „Kleine Kinder kleine Sorgen, große Kinder große Sorgen.“ Eine neue Einstellung entwickeln und den Glaubenssatz brechen, weil die Gedanken die Wirklichkeit erzeugen? Mein Konzept beinhaltet aber auch, dass meine Lieben jemanden haben, der mit ihnen fühlt und „The Rock“ sein kann.
Außerdem haben die (erwachsenen) Kinder einen eigenen kreativen Denkapparat. Da sie nebenbei unabhängig ihrer Wege gehen, sehen wir uns auch nicht andauernd, um alles detailliert zu besprechen und wenn es brennt, dann brennt es einfach aus heiterem Himmel, völlig überraschend, von jetzt auf gleich. So. Das läuft naturgegeben auch nicht wirklich perfekt.
Mich plagt das schlechte Gewissen. Wegen mir. Ich bin nicht wirklich beispielhaft. Unschön, zuzugeben. Aber ich muss sagen, mir ist immer mehr danach, damit offener umzugehen. Es kostet mich viel zu viel Kraft, eine Rolle, eine Energie einzunehmen, die nicht angemessen ist.
Dazu habe ich mich gefragt, warum ich das überhaupt tue. Und ich frage mich, warum es so viele andere tun. Die dritte Frage: Wieso sprechen wir nicht darüber?
Mein Fazit ist: Ich bin, bzw. wir sind umgeben vom Streben nach Perfektionismus und machen mit!
Viele von uns würden am liebsten so sein, wie die reichen, schönen und erfolgreichen Super-Mamis in den Medien. Mit 45 noch schlank und rank wie eine 20jährige, fit wie ein Turnschuh und hochleistungsfähig mit einem Perlweiß-Lächeln… wenn wir nur eins nicht schaffen, fühlen wir uns schon als Versagerinnen. Dass das ggf. alles mit einem Mehr an Kröten, mehr an Aupairs, Tagesmütter, Kinderkrippen usw. oder gar durch 100%ige Abwesenheit von mannigfaltiger Aufgabenbewältigung zu tun hat, sehen wir das?
Es gibt frei und freier. Eine Weile bin ich genauso schafartig dem Trend hinterher gelaufen, wie so viele andere und dachte, das wäre erstrebenswert und erfülle das Leben. Dorthin will ich kommen… nur, was hat das alles mit dem tatsächlichen Leben der meisten von uns langsam älteren Mädels zu tun?
Ich bin ehrlich, ich will es z.T. einfach auch nicht wahrhaben. Die Jugend geht dahin, der Körper verändert sich, das alte Konzept funktioniert nicht mehr ganz und das neue ist noch nicht gefunden, bzw. passt nicht… „Der rote BH in 75 F? Leider nein. Hier hätten wir die Modelle, sogar in drei Farben: Schwarz, Beige und Weiß. Ich bringe Ihnen gerne alle drei. Dann können Sie in Ruhe auswählen.“ Toll! Rot, Aubergine oder gar Spitze… sind die bunten, kessen Zeiten jetzt vorbei?
Wie oft haben Sie schon in der Wäscheabteilung in der Umkleide geweint?
Ich meine, das ist doch die Realität von den meisten von uns, deren Gene auf „Füllig“ gepolt sind.
An mich selbst und auch an Sie: Glauben Sie ja nicht einfach alles, was Sie sehen!!!
Es wäre schön, wenn es so wäre! Doch bleiben wir realistisch. Die meisten von uns haben ihre Baustellen. Die meisten von uns sind so mittel.
Ich möchte uns Mut machen! Denn die Welt braucht uns!!
Meine Kinder haben sich immer genüßlich an meine weichen Stellen geschmiegt und sich dort ausgeruht von der Welt. Sie sind eingeschlafen und haben die Nacht über mit spürbarer Geborgenheit Ruhe gegeben.
Mein Mann genießt ein wunderbares Essen und findet die Welt in Ordnung, wenn ich in Schürze noch kurz zwischen Eintopf zum Mitnehmen, Curry fürs Abendessen und ketogene Riegel für Zwischendurch meine E-Mails checke, Anmeldungen abwickle und Beiträge entwerfe.
Wenn ich neben anderem davon abends auf dem Sofa direkt einschlafe und deshalb meine Nägel o.a. nicht mehr in Ordnung bringen konnte… „Deine Nägel, Schatz? Was ist damit?“ (Nicht immer, aber meistens 😉 achtet der Mann meines Lebens auf meine innere Schönheit. Ist er nicht wunderbar? Ja, das ist er! Aber er braucht definitiv auch neue Brillengläser.)
Meine Kursteilnehmerinnen nehmen mir ab, was ich sage. Qigong ist für jede(n). Die goldene Mitte und die entsprechende Oberweite brauchen auch bei mir Platz, wenn wir uns nach vorne beugen und den Blasenmeridian dehnen. Einfach etwas weniger und den Atem vertiefen. Alles wunderbar. Wir tanken nicht weniger Energie. Wir lächeln uns zu und tun uns etwas Gutes. Auch und gerade in Schlabberteilen, statt in hautengen, trendigen Yoga-Leggins.
Wenn es nur Reiche und Schöne gibt, wohin kann sich das Leben weiter entwickeln? Eine Welt voller Barbies? Ich weiß nicht…
So haben wir noch Luft nach oben Die Neurose kann warten. Wir dürfen uns entscheiden. Wir haben keinen Zwang. Ist das nicht eigentlich wunderbar, so eine Gelassenheit haben zu können?
Ich meine damit nicht, dass wir uns gehen lassen sollen. Doch lassen wir uns einfach gehen, wohin wir uns bewegen können und wollen. Ich denke, wir sind uns einig, dass wir, so gut es eben geht, etwas für uns tun und das Beste aus allem machen. Doch wenn wir damit in keine Schublade passen oder mit der neuen Influenza der Influencer nicht mithalten können, heißt das noch lange nicht, dass unser Gesamtkunstwerk nichts wert wäre.
Das ist es absolut! Wir sind Expertinnen des mittleren Weges. Der goldene Pfad. Das hat Buddha schon gesagt… der Weg zur Erleuchtung führt über die Mitte.
Helfen Sie mir, die Liebe für das eigene Mittelmaß zu verbreiten. Wir brauchen hier dringend viel gute Kraft in unser Kollektiv. Lassen Sie uns gemeinsam in die selbe Richtung schauen.
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