Schlaflos in Limerick
It sucks… es ist 3.15 Uhr der ersten Nacht in Irland und an Schlaf ist wenig zu denken. Mein Nachbar steht unter der Dusche. Die Wände sind so dünn, dass man nur im Tiefschlaf nicht hört, wenn sich die anderen Nachbarn umdrehen.
Das Pub die Straße runter hat seit 3 Stunden geschlossen. Die Leute brauchen dennoch länger, bis sie von der Stelle kommen.
„So habe ich mir das nicht vorgestellt“ geht es mir durch den Kopf. Herrliches Fish&Chips hält mich durch vollen Magen vom Einschlafen ab. Auch die Aufregung der Anreise sorgen für genügend Adrenalin, das noch abgebaut werden will. Ohrstöpsel taugen daher auch nicht. In mir ist es mindestens genauso laut, wie draußen auf der Durchgangsstraße. So laut kann ein Herz klopfen…
Bei meiner Buchung konnte ich nicht erkennen, an welchem Knotenpunkt von Limerick ich gelandet bin. Das wird sich nicht wiederholen!
Am Vormittag soll ich auch das Auto abholen und zum ersten Mal am Linksverkehr teilnehmen. Und das schlaflos?! Himmel! Jetzt föhnt der Nachbar auch noch die Haare. Amerikaner? Jetlag? Whatever?
Aber das alles nutzt mir überhaupt nichts, wenn ich noch irgendein Fünkchen Schlaf finden will. Und auch will ich mir durch nervige Gedanken meinen Anfang hier auf der Insel nicht verderben.
Was tue ich also?
Da ich ohnehin nicht schlafen kann, überlege ich mir, wie ich jetzt das Beste aus der Situation machen kann…
Dazu stelle ich mir gewöhnlich diese drei Fragen:
1 Wann sonst habe ich solche Situationen schon gut gemeistert?
2 Was gewinne ich dennoch?
3 Was ist das Gute daran? Wofür kann ich trotzdem dankbar sein?
Egal in welcher Lage ich mich befinde, irgendetwas gibt es dennoch zu finden!
Ich fand folgende Antworten:
1 Durch die Nachtdienste als Krankenschwester bin ich es gewohnt, auch bei Müdigkeit, Konzentration und Gelassenheit für knifflige Momente zu finden. Darauf kann ich auf jeden Fall zurückgreifen. Das Fahren wird also funktionieren. Ich bin gut genug trainiert, auch bei Müdigkeit zu funktionieren.
Nehm ich.
2 Ich gewinne definitiv Zeit gerade. Zeit, die ich daheim in meinem Alltag kaum habe. Endlich kann ich meinen Gedanken mal aufmerksam zuhören und sie auch zu Ende denken. Das kommt wirklich sehr zu kurz in der letzten Zeit. Viele neue Projekte, die mich beruflich beschäftigen, während ich nach innen gerade noch genug in die Tiefe komme.
Nehme ich auch.
Außerdem nutze ich die geschenkte Zeit, um die nächsten Tage hier zu planen und finde ein kleines privates Zimmer über AirBnB. Auf dem Land. Die Klippen ganz nah. Und wichtigstes Kriterium RUHIG gelegen. Keine weitere schlaflose Nacht. Hoffentlich.
3 Jetzt geht´s daran, die positiven Dinge zu sammeln, um wieder in einen entspannteren und kraftvolleren Zustand zu kommen.
Nummer 1: Die Gastfreundschaft ist umwerfend. Zur Unterkunft gehört irgendwie gegenüber auch das Cafe der Schwägerin. Und sie sind unglaublich herzlich und freundlich! Das Essen war köstlich und sofort konnte ich mich wie daheim fühlen.
Nummer 2: Der irische Humor hat mich eingesackt. Ich male mir eine lustige Geschichte aus. Es amüsiert mich, hier in dem Mini-Zimmer, in dem schaukeligem Bett auf zwei Matratzen zu liegen und beim Umdrehen halb abzustürzen. Auf eine Art und Weise belustigt mich auch die Dusche des Nachbarn. Ich komme mir vor wie im Film. Ich wähle das Genre Komödie.
Nummer 3: Das Zimmer liegt so zentral, dass ich noch einen schönen Abendspaziergang um all die alten Bauten Limericks unternehmen konnte. Ein erstes dunkles Bier war auch kein Problem, weil ich ja nur einmal umfallen musste.
All das nehme ich auch.
Und ich muss sagen, es geht mir bedeutend besser. Never ever will ich mir meine Freude an dieser Reise nehmen lassen. Vor allem nicht von mir selbst!!!