Wie ich durch natürliche Planung mehr Raum finde!
Robin(a) Hood. The Blues Brothers und eine To-Do-Liste.
Letzte Woche bin ich aufgewacht und fühlte mich seit langem einmal wieder leicht. So leicht, dass ich mich wunderte. Hey, echt schön!
Das Aufwachen ist für mich meistens eine besondere Phase. Noch zwischen Schlafen und Wachsein, mehr noch Traum als Wirklichkeit. Die Gedanken sind noch nicht ganz konkret und von dieser Welt, vielmehr emotionaler Halbschlaf. Die Zeit ist also mit dem Wachbewusstsein noch nicht ganz fassbar. Und doch genau da trifft meine Seele meistens die Entscheidung über den Tag. An diesem Punkt, wo sich Schlaf- und Wachbewusstsein treffen, ankert die Tagesfärbung. Das besondere an heute war, dass es keinerlei Weichenstellung brauchte, um eine gelingenden Tag zu starten. Es war einfach so. Es war leicht und ich stand irgendwie mit Dankbarkeit auf.
Tags zuvor ging´s nach dem üblichen Morgenritual ab nach oben in mein Büro. To-Do-Listen aufsetzen. To-Do-Listen abarbeiten.
Nur irgendwie hatte ich keine große Lust dazu… Eigentlich ist das ganz schlimm, sowas zu sagen, denn mit Aussagen wie „eat the frog“ und „einfach machen“ oder „Augen zu und durch“ überlistet man in der Branche üblicherweise den inneren Schweinehund und schafft das auch. Ich tue das regelmäßig. Eigentlich fast täglich. Sonst würde ich mein Pensum und die vielen verschiedenen Spielplätze, Kinder, Haushalt, Job und eigenes Business gar nicht bewältigen können. Nur an dem Tag mal nicht. Keine künstliche Disziplin. No!
Ein bisschen hatte ich mit mir gerungen, weil ich sollte doch und dieses müsste eigentlich schon längst… und das hier schreibe ich von Woche zu Woche schon weiter, aber letztlich siegte… tja, was eigentlich siegte da?
Kein innerer Schweinehund. Keine Schreibblockade. Kein Widerstand. Keine Versagensangst. Nein, an diesem Tag war ich gänzlich und schlicht mir selber zugewandt.
Ich hörte mich direkt zu mir sagen:
Christine, heute wartet ein Tag voller Augenblicke auf dich!
Ich ließ mich einfach mal treiben. Die To-Do-Liste beiseite gelegt und erst mal Schuhe dran und raus in den Wald. Kein allzu gutes Wetter, aber es gibt ja bekanntlich kein schlechtes Wetter. Dort angekommen, ein Frischeangebot an Duft und Waldklima. Wirklich, mein Körper macht sich da einfach auf und jede Pore saugt diese super Energie an. Mit richtig Appetit. Noch dazu liebe ich es, durch die Bäume zu streunen, auf Abenteuerzug zu gehen, mich von der Natur führen zu lassen. In kürzester Zeit fühle ich mich dort verspielt und wild, mir selber und meinem inneren Mädchen ganz nah. Robina Hood in the wood. Das macht mich augenblicklich froh und unbeschwert.
Ich suchte mir noch einen schönen Baum, um ein bisschen zu rasten. Wie ich das auch oft im Kurs sage, stell Dir vor, Du bist getragen, Du musst selber gar nichts mehr tun, Du kannst Dich einfach tragen lassen. Dieses Gefühl breitete sich langsam in mir aus, wie ich so an den Baum gelehnt, die eigene Schwere abgab. Von dort war es nicht mehr weit, der Seele so viel Raum zu geben, dass sie sich aufspannen konnte.
Es ist oft so viel los und so viel gleichzeitig und ineinander, dass es mir manchmal passiert, gar keinen Gedanken oder kein Gefühl mehr dazwischen bringen zu können.
Meine Toleranzgrenze diesem Zustand gegenüber sinkt in den letzten Jahren stetig. Mein Inneres meldet sich verlässlich in dessen mittleren Anfangsstadium. Es hat schon genügend positive Erfahrungen damit gemacht, eine Unterbrechung einzufordern.
Jedenfalls war ich nach meiner Waldtour noch in mein Lieblingscafé zu einem Cappuccino eingekehrt, um mal wieder andere Menschen zu sehen. Das ist auch sowas, was mich gut aus dem Alltagskonzept bringen kann. Ich finde, da relativiert sich so manches. Eine Bekannte sagt Hallo und erzählt mir den neuesten Tratsch. Die Kindergarten-Mami-Runde tauscht sich über Zahnlücken aus. Die Mutter-Kind-Runde läuft den Windelrockern hinterher. Und ich sehe die eine Mutter, bei der ich weiß, dass Ihr Kind ziemlich krank ist und sie um so vieles zu kämpfen hat. Am liebsten würde ich sie mal still in den Arm nehmen wollen. Und dann sind da noch die älteren Herrschaften, die unbeschwert ihren Lebensabend mit Plaudern verbringen. So viele unterschiedliche Lebenssituationen.
Auch an besagtem Tag unterbrach ich den Gewohnheitstrott, indem ich neue Eindrücke gesammelt hatte und ließ mich weiter treiben. Insgesamt waren etwa zwei Stunden vergangen.
Es trieb mich noch kurz in den Supermarkt, der auf dem Weg nach Hause liegt, mit der Frage, was es denn zu Mittag geben könnte. Ich entschied mich für eines meiner Leibgerichte, das auch der Rest der Familienbande recht gerne mag. Es sollte Glasnudeln mit gerösteten Kichererbsen und grünem Spargel geben.
Mit meinem Einkauf daheim angekommen, hatte ich Lust auf guten, alten Blues und ließ die Blues Brothers wieder mal aufleben. Das bringt mich beim Kochen richtig in Schwung. Mit denen verbinde ich dazu ganz schöne und vor allem lustige Erinnerungen. Für mich ist das Seelenbrot.
Ich ließ mich weiter treiben und legte nach den leckeren Glasnudeln noch ein klitzekleines Mittagsschläfchen ein. Als ich davon aufwachte, ging ich wie von selbst hoch ins Büro, setzte mich an den Schreibtisch und fing einfach an. Ohne das Gefühl zu haben, ich müsste doch, ich hätte längst… nein, es ging schön eins nach dem andern. Weder musste ich mit dem Schlimmsten anfangen, noch ließ ich mich beabsichtigt etwas übersehen. Ich ließ es laufen und das Resultat war: Die To-Do-Liste vom Morgen bis auf ein zwei verschmerzbare Punkte war erledigt.
Der Tag klang zusammen mit der Familie aus. Ich räumte noch meine Küche auf und ging angenehm müde ins Bett. Am nächsten Morgen wachte ich dann so leicht gestimmt auf.
Ich weiß nicht, wie Sie das sehen? Aber mir schnürt das dauernde Streben nach Perfektion wirklich die Luft ab. In den letzten Jahren gewöhne ich mir das nach und nach ab. Ein Leben, in dem ich mein Herz offen halten kann, in dem ich meinem natürlichen Flow Raum geben kann, hat für mich inzwischen eine höhere Priorität, als zu 100% alle Erwartungen um mich herum korrekt zu erfüllen. Lieber mal einen blauen Tag einlegen und wieder neu anfangen, das ist zumindest für mich eine ganz gute Herangehensweise, mein vielseitiges Leben natürlich und echt zu gestalten.
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