Ende Gelände
Die Coronazeit hat es wahrhaft in sich. Sie ist intensiv in allen Lebensbereichen. Auf mich zumindest hat es eine sehr intensive Wirkung, ob als Krankenschwester oder als Selbständige…
Wie es mich als Pflegekraft betrifft, hatte ich ja im letzten Beitrag beschrieben. Für mich als Selbständige aber sind heute früh die Würfel gefallen.
Ich würde sagen, dass mich Corona wirklich an die Kante bringt. Das ist alles andere als Komfortzone. Doch was sage ich den Menschen, die sich bei mir Rat suchen?
Ich sage ihnen:
„Um sich zu verändern, dürfen Sie gerne die Komfortzone verlassen! Denn wer immer das Gleiche tut, muss sich wundern, wenn er immer das Gleiche erntet!“
Hmchm, ja, Ihr Lieben, genauso ist das gerade auch für mich selbst und zwar sehr intensiv. Es ist nicht das erste Mal. Ich habe also Übung.
Wer BWL kann, der versteht sofort, was ich meine: Im ersten Jahr der Expansion nimmt man noch in Kauf, dass am Ende nur so viel, also wenig übrig bleibt. Man nennt es Investition. Im zweiten Jahr sollte es bereits darum gehen, den Gewinn zu steigern. Auch vor dem Finanzamt will man zeigen, dass eine Gewinnabsicht hinter dem Ganzen steckt. Nur dann kam Corona dazwischen. In der Hauptsaison. Ausgerechnet.
Ausgerechnet hatte ich mir das so nicht. Zumindest nicht bewusst.
Was also tun? Die Frage hat mich die letzten Wochen tiefgehend begleitet.
Solange ich Qigonglehrerin bin, habe ich von einem eigenen Zentrum geträumt. Als ich den Entschluss gefasst hatte, war ich überglücklich, dass ich zudem gleich die passenden Räume gefunden hatte. Es war ein unbeschreibliches Gefühl von Entfaltungsfreiheit. Mehrmals passierte es mir in meiner fast 20jährigen Laufbahn, dass mir kurzfristig Räume gekündigt wurden. Das geschah immer wegen Nutzungsänderung oder persönlicher Veränderung der Zentrumsleiter*innen. Doch jedes Mal stand ich vor der Herausforderung, wohin mit den Leuten, die einen Kurs bei mir gebucht haben… Mit der Anmietung eigener Räume fühlte ich mich unabhängiger und freier. Es ist wunderbar selbst zu gestalten. Um es rentabel zu gestalten, bot ich mehr Kurse als früher an und hatte das große Glück, dass das auf gute Resonanz stieß.
Wie schon erwähnt, im ersten Jahr ist es normal, dass man alles gibt. Im zweiten Jahr sollte auch was übrig bleiben. Manche denken, man soll nicht über Geld reden, aber genau das möchte ich im Moment. Denn ich möchte auch, dass Sie es wirklich verstehen.
Corona hat uns allen Zeit geschenkt. Es hat uns die Möglichkeit gegeben, tiefgehend über alles nachzudenken. Ich habe es auf mich wirken lassen.
Ja, ich arbeite im Entspannungsbereich und ja, ich weiß, wie das geht. Und ja, ich hab viel Kraft und ja, ich war auch bereit, sie meinem Traum zu widmen.
Sie müssen es sich so vorstellen: Ich arbeite zwei Tage in Anstellung. Zeitweise habe ich zusammengenommen zwei weitere volle Tage in der Energie-Schule gearbeitet. Einen weiteren Tag habe ich damit verbracht, meine Verwaltung, die Buchhaltung und die Werbung/ Akquise dafür zu machen. Von meinen Reisen habe ich auf meinem Blog berichtet. Und tatsächlich, all das, um die Energie-Schule „hochzufahren“. Ich konnte mir gut vorstellen, damit zu wachsen.
Wäre Corona nicht passiert, hätte ich das wohl auch getan.
Es lief gut. Aber auch, zu welchem Preis?
Und schon gleich in den ersten Tagen, als es losging mit der Krise, spürte ich, dass es irgendwann eine Entscheidung für ein Entweder-Oder geben musste. Denn Corona bescherte mir etwas, das ich lange nicht kannte: Zeit!
Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal davor in Ruhe den Abwasch erledigte, wirklich in aller Ruhe und mit Muse gekocht hatte, Zeit für ausreichend Sport hatte, die Geduld, mit meiner Familie zusammenzusitzen und einfach über das Tagesgeschehen zu sprechen oder voller Genuss meinen Gemüsegarten gepflegt hatte. Plötzlich hatte ich auch wieder Zeit, um zu schreiben, meine Gitarre zu spielen und neue Wörter für ein Lied zu finden.
„Mit so wenig Leben leben…, will ich das wirklich?“ eigentlich wollte ich das nicht hören, was da aus meinem Unterbewussten nach oben drängte. Es war doch mein großer Traum, das eigene Zentrum…
Diese Stimme sorgte dafür, dass sie Gehör fand. Sie hörte einfach nicht auf.
Wissen Sie, ich habe so tolle Menschen, die meine Freunde sind. Wir hören uns mit ganzem Herzen zu. Wir lieben einander so, dass wir uns die Wahrheit sagen. Und ich führte solche Gespräche einige, sogar bis nach Amerika, bevor ich heute früh am Morgen, den Telefonhörer in die Hand nahm und den Vermieter anrief.
Von da an, ergab eins das andere und in einer Geschwindigkeit und einem Fluss, dass ich keinen Zweifel mehr haben konnte. Ich stieß auf absolutes Verständnis und die Großzügigkeit, mich gleich aus dem Mietvertrag zu entlassen. Wir machten uns also gleich noch heute daran, mit dem Auszug zu beginnen.
Ich habe soweit ausgeholt, weil ich mir natürlich auch viele Gedanken über die treuen Teilnehmer*innen und die Folgen für sie gemacht habe. Denn sie müssen sich jetzt neu orientieren, jedenfalls für regelmäßige Präsenzkurse in Landshut. In dieser Form werde ich den Unterricht wohl nicht mehr aufnehmen. Ich hoffe, dass diese Veränderung auch eine segensreiche Veränderung für sie bedeutet, dass sich dadurch neue, schöne Möglichkeiten ergeben.
Ganz und gar werde ich nicht verschwunden sein. Dafür finde ich das Unterrichten zu schön. Ich kann mir vorstellen, dass man sich im Sommer im Park trifft oder dass so manchem die digitale Form des Übens zusagt. Auch sind weiterhin Video-Coachings möglich für wichtige Fragen. Durch Corona haben wir alle gelernt, dass das eine sehr gute Alternative sein kann.
Auch den Blog führe ich weiter und wie ich hoffe, auch ausführlicher.
Für uns alle miteinander trifft zu, dass diese Zeit eine Zeit von großen Veränderungen ist. Tröstlich dabei ist, dass Veränderung das einzig stabile im Leben ist und Grundlage für jegliches (inneres) Wachstum.
So können wir das alle auch begrüßen, denn: